Anders Essen: Die Ernährungswende für Gesundheit und Klima geht auch zu Hause
Aktualisiert: vor 7 Stunden
Unser Essen macht viele von uns krank. Dies betrifft nicht nur Erwachsene. Mehr als 15% aller Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig! (1) Ein Grund dafür ist, dass ein zu großer Teil von dem, was wir essen, aus hochverarbeiteten Fertigprodukten besteht. Auch Produkte, die oberflächlich gesund erscheinen, stellen sich beim Blick auf die Zutatenliste als gar nicht mehr so frisch, natürlich und gesund heraus. Dazu kommt, dass die Herstellung vieler Lebensmittel unsere Umwelt langfristig zerstört.
Viele Menschen möchten dies ändern. Sie wünschen sich eine Ernährungswende.

Was bedeutet Ernährungswende und warum brauchen wir sie?
Ernährungswende bedeutet: Wir alle müssen anders essen, um uns und unsere Erde gesund zu erhalten.
Viele Jahre lang ging es beim Thema Ernährung nur um uns selbst.
Wir diskutierten über Körperideale und persönliche Gesundheit. Spätestens seit den Publikationen der Eat-Lancet Komission 2019 zum Thema Planetary Health (2) ist aber klar:
Unser Essverhalten betrifft nicht nur uns persönlich – es betrifft alle Menschen, Tiere, Pflanzen. Es hat Auswirkungen auf das Klima und unsere Umwelt.
Konkret sind das z.B.
Menschen, die in der Landwirtschaft oder Nahrungsmittelindustrie arbeiten. Wie sind deren Arbeitsbedingungen?
Menschen, deren direkte Umwelt durch die Produktion unserer Nahrungsmittel komplett verändert ist – durch Rodung, Flurbereinigung, Emissionen durch Transport – alles Faktoren, die direkt die Lebensqualität dieser Menschen und im Großen das Weltklima beeinflussen.
Die Ressourcen, die wir uns mit allen Menschen und Tieren auf der Erde teilen müssen, um weiter zu überleben. Hier wird derzeit in der Lebensmittelproduktion noch nicht nachhaltig gewirtschaftet.
„[M]enschliche Gesundheit und ökologische Nachhaltigkeit sind untrennbar miteinander verbunden. Deshalb gilt es, das bisherige Handeln grundlegend neu auszurichten.[...,] weltweit.“(3)
Unsere Zukunft beginnt Heute!
Viele Menschen fragen sich: Wie fange ich an? Muss ich jetzt auf alles verzichten?
Keine Sorge, wir alle können jederzeit mit der Ernährungswende anfangen. Das Schöne daran ist, wir müssen dabei nicht perfekt sein :)
Schon kleine Veränderungen sind ein Gewinn für dich und für das Klima. Sich möglichst natürlich, pflanzenbasiert, regional und saisonal zu ernähren ist nicht nur gesund für uns und das Klima - das Klimakochen öffnet uns unbekannte kulinarische Türen zur kreativen Küche und Genuss. Und diese Art zu kochen muss nicht kompliziert sein, denn viele ganz simple Kochideen schmecken total lecker.
Dennoch blockiert manche von uns die Frage nach dem Wie. Soll ich jetzt radikal alles auf einmal verändern, oder geht es auch anders? Ja, das geht!
Wir alle können unsere Ernährungsgewohnheiten auch Schritt für Schritt verändern und damit die Umwelt schützen:)
10 Ideen zur Umsetzung der Ernährungswende zu Hause, die jede*r im eigenen Tempo in ihr*sein Leben integrieren kann:
Ich mische mir mein Müsli selber – mit Bio-Getreideflocken, Nüssen und jeden Tag mit weniger Zucker!
Ich koche nicht mehr mit Fertigbrühe und prozessierten Gewürzmischungen, sondern würze mir meine Gerichte selbst mit Salz, Pfeffer und Gewürzen, die mir schmecken. Oft reicht ein einziges Gewürz, z.B. Kumin, Zimt oder Rosmarin, um einer Mahlzeit eine ganz besondere und eigene Note zu geben.
Ich probiere mal, ob mir meine Schmorsoße oder Senfsoße auch mit selbstgemachter Hafersahne schmeckt.
Ich probiere ein Hauptgericht mit Hülsenfrüchten als Proteinquelle und Olivenöl. Macht mich das auch satt?
Ich überbacke mein Ofencremegemüse oder Aufläufe mit Hafersahne, Nussparmesan und Olivenöl statt mit Kuhmilch-Sahne und Käse.
Ich mache mir meine Salatsoße aus Essig, Senf, (Zucker,) Salz, Pfeffer und Öl genauso schnell selbst, wie vorher eine Fertigmischung.
Ich experimentiere mit Hülsenfrüchten, Schmorgemüse und Rohkost – mit selbstgemachten Soßen und Dips.
Ich nehme Hummus statt Käse oder Schinken und dazu fein geraspelten Kohl als Crunchy Beilage aufs Sandwich.
Ich mache mir meine Mayonnaise selber. Die schmeckt sogar auch gut als Creme Fraiche/Sour Creme Ersatz in Suppen oder zu Kartoffeln.
Ich backe ohne Fertigprodukte und ohne Butter und Hühnereier – aber auch ohne künstlichen Ei-Ersatz.
Klimakochen. Mich persönlich hat diese Art zu essen so gepackt, dass ich keine Lust mehr auf etwas anderes habe, weil es einfach ist, gut schmeckt und ich mich gut damit fühle.
Auch beim Essen draußen, „to Go“ oder im Restaurant kannst du klimafreundlicher auswählen:
Du kannst Milchalternativen statt Kuhmilch, Sandwiches mit Hummus statt mit Käse oder Serrano-Schinken, Obstkuchen statt Sahnetorten wählen.
Eine gute Pizza schmeckt auch, wenn sie statt Mozarella vor oder nach dem Backen mit Olivenöl beträufelt wird.
Ich frage im Restaurant öfter mal nach: Habt ihr das selbst gekocht? Selbstgekochtes ist immer klimafreundlicher als hochverarbeitete Fertigprodukte.
Auch wenn du nicht alles umsetzt: Jeder kleine Schritt ist ein Schritt zur Ernährungswende und zur Gesundheit unserer Erde :) Probier's einfach mal aus!
Das Ziel der Ernährungswende:
=> Ernährungssysteme der Zukunft schützen das Menschenrecht auf gesunde Nahrung, eine gesunde Umwelt und gesunde Ökosysteme!


QUELLEN
2 Infos zur Planetary Health Diet findest du z.B. bei der DGE oder bei Veganen Gesellschaft: https://www.bzfe.de/fileadmin/resources/eif/Fokus_Nachhaltigkeit/eif_2203_wunschthema_nachhaltigkeit_in_ernaehrung.pdf(2022)
3 https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/besseresserinnen/wwf-positionspapier (2021)